Web-Talk zur Netflix-Serie UNORHTODOX

Das Oberstufenforum Religion & Politik diskutierte am 13. Mai 2020 mit der Judaistin und orthodoxen Jüdin Dr. Hannah Tzuberi (FU Berlin) und der Kunsthistorikerin Joelle Spinner über die Repräsentation Orthodoxen Judentums in der aktuellen Netflix-Serie „Unorthodox“. Joelle Spinner ist Mit-Begründerin der Berliner orthodoxen jüdischen Synagogengemeinde Kahal Adass Jisroel und war im Hintergrund Beraterin für die erfolgreiche Serie, die auf dem gleichnamigen biographischen Bestseller von Deborah Feldman beruht. Die Geschichte erzählt die Emanzipation einer jungen Frau aus dem jüdisch-orthodoxen Milieu von Williamsburg/Brooklyn. Anders als in der biographischen Vorlage führt die Geschichte der Serie direkt nach Berlin, das als der säkulare Befreiungsort von repressiver Religion erzählt wird. Die Geschichte wirft spannende Fragen auf: aus wessen Perspektive wird eigentlich erzählt? Wer hat die Deutungshoheit über seine Geschichte? Wie werden Minderheiten repräsentiert? Wer ist in feministische Narrative eingeschlossen? Hannah Tzuberi fragte dabei vor allem: geht es um die Emanzipation einer jungen Frau oder die Selbstvergewisserung des säkularen (deutschen) Subjekts nach der Shoah? Linda Tran und Suna Samar (12. Jahrgang) moderierten diese spannenden Diskussion.

Die Veranstaltung war der Auftakt einer dreiteiligen Diskussionreihe zum Thema „Representation matters“, die sich mit der gesellschaftlichen Repräsentation von Minderheiten beschäftigt. Repräsentation meint dabei sowohl die oft stereotypen Fremdbilder mit denen Minderheiten in den Medien oder in Schulbüchern repräsentiert werden. Es meint aber auch die Notwendigkeit der Selbstrepräsentation, d.h. dem öffentlichen Sichtbarmachen von tatsächlicher Vielfalt, aber auch der politischen Selbst-Vertretung von Minderheiten, die in Schule und Politik die Vielfalt der pluralistischen Gesellschaft widerspiegeln muss.